Als ich mein Auslandsjahr in einem englischen Internat angefangen habe, hatte ich keine Ahnung, was mich erwartet. Ich dachte an Schuluniformen, Teatime und vielleicht ein bisschen „Harry Potter“-Feeling – und irgendwie war’s das auch. Aber eben nicht nur.
Alles war neu: das Essen, der Unterricht, die vielen Regeln – und natürlich die Sprache. Anfangs war es eine echte Herausforderung, mich zurechtzufinden. Aber nach und nach habe ich mich daran gewöhnt. Ich fand schnell viele Freunde, lernte, mich in Diskussionen einzubringen – Englisch war nicht mehr nur ein Schulfach, sondern wurde ganz selbstverständlich Teil meines Alltags.
Am meisten hat mich überrascht, wie schnell ein fremder Ort sich wie Zuhause anfühlen kann. Die Menschen, die Gemeinschaft im Haus, die täglichen Routinen – all das hat mich stark geprägt und definitiv verändert. Ich bin selbstständiger geworden, offener, und ich habe gelernt, wie viel in mir steckt.
Mein Auslandsjahr in England war keine Pause vom Alltag – es war ein kompletter Neuanfang. Ich habe nicht nur mein Englisch deutlich verbessert, sondern auch mich selbst besser kennengelernt. Ich habe gelernt, mich auf Neues einzulassen, und bin über mich hinausgewachsen. Wer die Chance hat, so etwas zu erleben, sollte diese auf jeden Fall ergreifen. Es ist einmalig, unvergesslich und prägt dein Leben auf eine Weise, die man vorher nicht für möglich hält.
Mein Internat an der Küste: St Bees und seine besondere Atmosphäre
Mein Internat, die St Bees School, liegt in einem kleinen Dorf namens St Bees an der Nordwestküste Englands, direkt an der Irischen See. Die Landschaft dort ist atemberaubend – man sieht von der Schule aus das Meer, und bei gutem Wetter kann man sogar bis zur Isle of Man schauen. Der Wind war manchmal ziemlich heftig, aber genau das machte den Ort so besonders. Das historische Schulgelände mit seinen alten Gebäuden, grünen Wiesen und dem typischen englischen Flair trug viel zu dieser einzigartigen Atmosphäre bei.
Struktur mit Herz: Mein Alltag in England
Ein typischer Tag an meinem englischen Internat begann früh: Um 7:00 Uhr wurden wir von der „Morning Bell“, die abwechselnd von uns Boardern geläutet wurde, geweckt. Danach hatten wir etwa eine Stunde Zeit, um uns für den Tag fertigzumachen. Um 8:00 Uhr gab es ein warmes Frühstück im Speisesaal, meist mit einem „English Breakfast“ – Toast, Porridge, Sausage, Bacon und Eiern. Danach ging es um 8:40 Uhr in die Schulstunden – meistens sechs pro Tag, mit einer kurzen Mittagspause dazwischen.
Der Unterricht war intensiver als ich es aus Österreich kannte, aber auch viel persönlicher und interaktiver. Diskussionen wurden gefördert, und die Lehrer kannten jeden Schüler beim Namen – kein Wunder, denn wir waren oft nur fünf oder weniger Schüler pro Klasse. Das schaffte eine ganz besondere Lernatmosphäre.
Nach dem Unterricht war der Tag aber noch lange nicht vorbei. Am Nachmittag gab es verschiedene Aktivitäten, die sogenannten „GCAS“. Dazu zählten Sportarten wie Rugby, Eton Fives oder Badminton – je nach Saison – sowie kreative Angebote wie Musik, Theater oder Kunst. Diese Aktivitäten waren nicht freiwillig, sondern Teil des Schulalltags, und sie halfen uns, neue Interessen zu entdecken und uns körperlich auszupowern.
Um 17:30 Uhr war Abendessen, meist wieder im Speisesaal. Danach standen oft die Hausaufgaben an, die sogenannten „Preps“, die in der Regel 1,5 Stunden dauerten und unter Aufsicht erledigt wurden.
Ich habe gelernt, mit Menschen aus aller Welt zusammenzuleben, Verantwortung zu übernehmen und meinen Alltag selbst zu organisieren. Dieser strukturierte Tagesablauf war anfangs ungewohnt, aber er gab mir Halt, Orientierung und ein Gefühl von Sicherheit – und ich werde ihn definitiv vermissen.









