
Der Moment, in dem ein Kind das erste Mal ins Internat geht, ist aufregend, aber auch ein bisschen beängstigend – für alle Beteiligten. Heimweh gehört fast immer dazu – und nicht nur für die Kinder. Oft haben auch die Eltern mit der neuen Situation zu kämpfen. Sie müssen nicht nur ihr Kind loslassen, sondern lernen auch, mit der Stille im eigenen Zuhause umzugehen. Was können Eltern tun, um sich und ihr Kind zu unterstützen?
Warum Heimweh eine Chance für persönliches Wachstum ist
Heimweh ist wie der erste Schritt auf einem langen Abenteuer. Es zeigt, dass ein Kind wächst, neue Herausforderungen annimmt und stärker wird, quasi wie eine „emotionale Muskelaufbau-Phase“!
Obwohl Heimweh zunächst schmerzhaft sein kann, ist es oft ein wichtiger Bestandteil der Entwicklung von Resilienz. Es zeigt, dass Kinder lernen, sich an neue Gegebenheiten anzupassen und aus schwierigen Situationen stärker hervorzugehen. Studien belegen, dass Kinder, die lernen, ihre Gefühle zu regulieren und mit Heimweh umzugehen, später emotionale Fähigkeiten entwickeln, die ihnen in vielen Lebensbereichen zugutekommen. Es ist wichtig zu verstehen, dass Heimweh nicht das Ende von etwas ist, sondern der Beginn eines neuen Kapitels. Eltern sollten sich darauf einstellen, dass ihre Kinder in dieser Zeit nicht nur Herausforderungen erleben, sondern auch neue Erfahrungen sammeln, die ihre Persönlichkeit prägen werden.
Und auch für Eltern ist das eine neue Lernreise.
Es geht nicht darum, Kinder vor jeder Aufregung oder Unsicherheit zu bewahren – und schon gar nicht darum, solche Gefühle „wegzudrücken“. Viel wichtiger ist es, aufmerksam zu sein, wenn das eigene Kind mit der neuen Situation kämpft. Eltern können helfen, dem Ganzen einen Namen zu geben („Ach, das fühlt sich nach Heimweh an…“) und gemeinsam nach Wegen suchen, damit umzugehen. Natürlich ist das manchmal ganz schön herausfordernd – aber auch eine gesunde, wichtige Erfahrung. Wer das von Anfang an so annimmt, ist gut vorbereitet auf das, was kommt. Und stärkt nicht nur das Kind, sondern auch die Beziehung zueinander.
Tipp 1: Vertrauen
Der beste Rat, den Eltern sich selbst geben können, ist: „Einfach machen lassen!“ Klar, es ist schwer, loszulassen, aber Kinder müssen auch lernen, ihren Platz in der neuen Welt zu finden, auf Ihre eigene Art und Weise. Eigenständig Entscheidungen zu treffen, ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Selbstvertrauen. Vereinbart feste Zeiten für Anrufe, aber lass deinem Kind auch Raum, sich ohne ständige Updates zurechtzufinden.
Tipp 2: Eine kleine Nachricht für die erste Nacht
Gerade die erste Nacht im Internat ist für viele Kinder die schwerste. Alles ist neu, aufregend, ein bisschen anstrengend – und plötzlich ist es still. In diesen Momenten kann das Heimweh besonders stark sein, selbst wenn der Tag eigentlich schön war. Eine liebevolle, handgeschriebene Nachricht von den Eltern, die das Kind direkt am ersten Abend oder möglichst früh findet, kann da wahre Wunder wirken. Vielleicht liegt sie im Koffer oder im Kulturbeutel, die nochmal daran erinnert, dass: „Es ist okay, wenn du uns vermisst – und gleichzeitig Spaß hast. Du darfst beides fühlen!“.
Tipp 3: Lust auf Abenteuer!
Kinder brauchen in dieser neuen Situation sehr viel Ermutigung. Zeigen Sie, wie stolz Sie auf es sind – und wie sehr Sie sich freuen, dass es neue Dinge erleben und spannende Erfahrungen machen darf. Zeigen Sie echtes Interesse an dem, was es im Internat lernt, entdeckt und mit wem es Zeit verbringt.
So lenken Sie den Fokus ganz bewusst auf das Positive: auf all das, was außerhalb des Heimwehs auch da ist. Diese kleine Umdeutung hilft enorm – nicht nur beim Schreiben von Nachrichten nach Hause, sondern auch beim inneren Umgang mit dem Vermissen. Denn wer das Schöne sehen lernt, findet sich schneller zurecht.
Tipp 4: Ein Stück Zuhause mitgeben
Ein vertrauter Duft, ein Lieblingslied oder ein geliebter Gegenstand – kleine Erinnerungen an Zuhause können in der Anfangszeit eine große Wirkung haben. Sie geben Sicherheit und helfen dabei, sich im neuen Umfeld schneller wohlzufühlen.
Packen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind etwas Persönliches ein: vielleicht ein kleines Kissen, ein Foto von der Familie oder ein Taschentuch mit Mamas Parfüm. Auch eine kleine Lichterkette, ein Poster oder etwas zum Dekorieren des Bettes können helfen, das neue Zimmer ein bisschen mehr nach „Zuhause“ aussehen zu lassen. So wird aus dem fremden Ort Stück für Stück ein persönlicher Rückzugsort.
Tipp 5: Nicht sofort handeln
Hören Sie zu, aber reagieren Sie nicht immer sofort auf die ersten Anzeichen von Heimweh. Oft dreht sich die Stimmung schneller als erwartet. Es kann sein, das am ersten Tag noch alles ganz schwarz aussieht, aber es nach 2–3 Tagen viel schöner wird. Ihr Kind wird sich bald wieder beruhigen, und wenn nicht, können die Betreuer oder House Parents im Internat oft wertvolle Unterstützung bieten. Sie wissen, wie sie mit den emotionalen Herausforderungen der Kinder umgehen können.
Tipp 4: Achtsamkeit hilft
Achtsamkeit und kleine Auszeiten können sowohl den Eltern als auch den Kindern helfen, mit schwierigen Gefühlen wie Heimweh besser umzugehen. Atemübungen, ein Tagebuch oder einfach ein ruhiger Moment können dabei helfen, den Kopf freizubekommen und sich emotional zu stabilisieren.
Tipp 5: Geben Sie ihrem Kind Zeit
Heimweh ist ein ganz normaler Bestandteil des Übergangs ins Internatsleben. Es wird nicht ewig dauern. Geben Sie Ihrem Kind die Zeit und den Raum, den es braucht, um sich anzupassen. Ermutigen Sie ihr Kind Freundschaften zu schließen und auf andere Kinder zuzugehen, denn das hilft am meisten, um sich in einem neuen Ort wohl zu fühlen. Sie können regelmäßig Kontakt halten, aber es ist wichtig, dass Ihr Kind nicht ständig an Zuhause denkt. Vertrauen Sie darauf, dass es sich bald einlebt.
Heimweh ist nicht das Ende der Welt. Es ist ein Zeichen dafür, dass Ihr Kind wächst und sich entwickelt. Und das ist toll! Wenn Sie als Eltern Vertrauen haben und loslassen können, machen Sie den Übergang leichter und eröffnen neue Wege der Verbindung. Ihr Kind wird Ihnen dafür mit einem selbstbewussten Lächeln danken.